Wieder steht Ramona Hofmeister ganz oben. Im bulgarischen Bansko holt die 28-Jährige ihren zweiten Sieg in Folge. Bei ihrem Erfolg denkt die Raceboarderin nur an einen: an Trainer Stanislaus Kulawik, der im vergangenen Jahr gestorben ist. Dieser Sieg ist für „Stani“, ein Geschenk zu seinem Geburtstag.
Der Kopf spielt mit. Die Beine fahren wie von selbst – das Gesamtpaket passt. In diesem Fall bedeutet das: Ramona Hofmeister (WSV Bischofswiesen) ist zurück. Und wie! Mit sechsten, siebten und achten Plätzen startete die vierfache Gesamtweltcupsiegerin in den Winter. Mental eine schwierige Phase. Doch dann kamen vergangene Woche die Nachtrennen von Bad Gastein und ein erster Platz allein sowie ein zweiter Platz im Team. Waren es positive Ausrutscher nach oben? Keineswegs. Im bulgarischen Bansko präsentiert sich die 28-Jährige genau so, wie man sie aus ihren Topzeiten kennt: kompromisslos und aggressiv. Souverän gewinnt sie an diesem Samstag die Quali, souverän zieht sie Runde um Runde weiter. Bis ins Finale.
Es ist die Neuauflage des Finales aus Bad Gastein am Dienstag: Hofmeister gegen die Gesamtweltcupführende Tsubaki Miki (JPN). Einziger Unterschied: In Österreich war’s ein Slalom, jetzt ein Riesenslalom. Doch im Ziel ist das Bild dasselbe: Wieder jubelt Hofmeister. Ihr 22. Weltcup-Sieg ist ein ganz Besonderer. Nicht, weil sie sich damit überaus eindrucksvoll zurückmeldet, sondern weil sie ihn am Geburtstag von Stanislaus Kulawik erringt, den alle nur „Stani“ nannten. Der langjährige Trainer starb im vergangenen Sommer nach schwerer Krankheit, ihm widmet sie den ersten Platz und den gesamten Tag.
„Das ist alles nur für Stani. Die Sonne scheint, er schaut uns sicher von oben zu.“
Über die vergangenen Rennen, die nicht so gut gelaufen sind, zerbricht sie sich keinen Kopf mehr.
„Darüber mach ich mir keine Gedanken – weil jetzt ist es anders. Das fühlt sich so gut an. Vom Kopf her war ich heut‘ wieder voll fokussiert, hab‘ alles um mich rum ausblenden können. Jeden Lauf hab‘ ich so sehr genossen, selten bin ich so gut ins Fahren gekommen. Es hat einfach nur Spaß gemacht.“
„Mega, richtig richtig cool war das heute. Von Anfang bis Ende ist Ramona super gefahren. An diesem emotionalen Tag. Wir denken alle an unseren Stani. Das hätte ihm so gefallen.“
Unter dem blauen Himmel von Bansko wird Cheyenne Loch (SC Schliersee) Zehnte. Nach einer Erkältung fühlt sich die 30-Jährige nach wie vor geschwächt und scheitert im Achtelfinale an der Österreicherin Sabine Payer. Auch für Melanie Hochreiter (WSV Bischofswiesen) ist im Achtelfinale Schluss (gegen Claudia Riegler aus Österreich) – Platz elf. Dabei fährt die 28-Jährige ebenfalls nicht bei 100 Prozent: Sie hat nach einem Sturz Schmerzen im Fuß.
Etwas Pech erlebt Elias Huber (SC Schellenberg). Den roten Kurs will keiner der Athlet*innen haben im Finale. Die Schnellsten aus der Quali dürfen wählen, entscheiden sich alle für die blaue Seite – kaum einer verliert dort sein Heat. Huber hat diese Wahl nach einer durchwachsenen Quali nicht. Trotzdem schaut es im Achtelfinale lange danach aus, als wäre er der erste Athlet, der durch die roten Tore das Brett vorne behält. Ein starkes Rennen zeigt er, erkämpft sich einen Vorsprung gegen den im Weltcup noch vollkommen unbekannten Bulgaren Tervel Zamfirov – den Überraschungsmann des Tages, der beim Sieg des Österreichers Andreas Prommegger am Ende Platz vier belegt. Doch gerade unten ist der blaue Kurs direkter, deutlich schneller. Und Zamfirov fängt den 25-Jährigen kurz vor dem Ziel noch ab. Huber wird Zehnter – in Ordnung, doch wäre mehr drin gewesen.
„Später wurde der rote Kurs weicher, aber am Anfang hattest du da keine Chance. Elias ist gut gefahren, leider in der Quali nicht so souverän. Dann kommt dieses Pech dazu, dass du auf einem deutlich schwierigeren Kurs fahren musst.“
Hubers Teamkollege Stefan Baumeister (SC Aising-Pang) erreicht das Finale nicht, belegt am Ende Rang 19. Nach wie vor hat der 31-jährige Routinier mit Materialproblemen zu kämpfen. „Ihm fehlt noch das 100-prozentige Vertrauen in sein Set-up und damit in sein Können“, sagt Headcoach Paul Marks.
Lobend erwähnt er die beiden Youngsters, den 21-jährigen Max Kühnhauser (WSV Königsee) und den 20-jährigen Samuel Vojtasek (SC Schellenberg). Beide fahren in die Top 30, Vojtasek landet auf Rang 25, sein Teamkollege nur einen Platz dahinter.
Die gesamte Ergebnisliste steht hier zur Verfügung.