Historische Flugshow: Mit dem Sprung von Noah Vicktor (Snowboard) und Muriel Mohr (Ski) bricht für Freestyle-Wintersport eine neue Ära an. Am Bundesstützpunkt Berchtesgaden wurde nach viermonatiger Bauzeit die erste Landing Bag-Anlage Deutschlands eröffnet.
Andreas Scheid blickt ungläubig auf den Absprunghügel. Die ersten Athlet*innen haben soeben auf der neu errichteten Landing Bag-Anlage an der CJD Christophorusschulen Berchtesgaden (Bayern) vor zahlreichen Zuschauern Anlauf genommen – und die ersten Tricks gezeigt. „Das ist surreal“, sagt der Sportdirektor von Snowboard Germany.
Immerhin ist es fast sieben Jahre her, dass er gemeinsam mit Präsident Prof. Michael Hölz und vielen weiteren das Projekt gestartet hat. Scheid wurde nicht müde, bei Behörden und Geldgebern anzuklopfen, einen Standort zu finden und alle von seiner Vision zu überzeugen. Zuletzt hat er selbst, genau wie seine Coaches-Kollegen und die Athlet*innen in den Wochen vor der Eröffnung auf der Baustelle mitangepackt. „Wir haben von Anfang an gesagt, das wird ein Gamechanger für den Freestyle-Sport in Deutschland – dafür müssen wir alle zusammenhelfen. Und dabei bleibe ich“, so Scheid und ergänzt: „Die Athletinnen und Athleten haben jetzt die Möglichkeit, neben Athletik- und Trampolintraining nahezu das ganze Jahr über an ihren Tricks zu schrauben – ohne dafür ins Auto zu steigen. Das ist ein Quantensprung.“
Außerdem bietet das Landing Bag zusätzliche Sicherheit. Denn: Die Anlage ermöglicht den Sportler*innen dank eines Luftkissens in der Landung, neue Tricks sicher und ohne großes Verletzungsrisiko zu erlernen. Das Trainingsgerät kann nahezu das ganze Jahr von den Athlet*innen des Deutschen Skiverbandes sowie Snowboard Germany genutzt werden.
Zu lauten Fanfarentönen haben sich Weltcupathlet Noah Vicktor (WSV Bischofswiesen) auf dem Snowboard und Muriel Mohr (Kirchheimer SC) auf Ski anlässlich der Eröffnung am Freitag als erste die neu errichtete Anlage hinuntergestürzt. „Ein mega Gefühl“, bestätigt der aktuell beste SNBGER-Rider im Slopestyle, der selbst beim Bau mitgeholfen hat. Im Anschluss haben Nachwuchsathlet*innen den zahlreich erschienen Gästen gezeigt, was auf der Trainingsanlage möglich ist.
Ganz offiziell haben Scheid sowie weitere wichtige Wegbereiter des Landing Bags wie Petra Densborn (Vorständin CJD), Bernhard Kern (Landrat Berchtesgaden) Florian Ott (Gesamtleiter CJD Bayern), Sebastian Waldherr (Projektleitung CJD) und Carola Splitt (BmI) ein rotes Band durchschnitten – und die Anlage damit für offiziell eröffnet erklärt.
„Seit 2019 stapfen wir hier über die Berge, um das Projekt realisieren zu lassen. Erst haben wir einen Standort gesucht. Dann haben wir eine Finanzierung gesucht. Dann wurde es teuer und wir haben wieder an der Finanzierung geschraubt. Letztlich haben engagierte Sportler*innen und Personen in den Verbänden und dem CJD den Ausschlag gegeben. Sie haben für das Projekt gekämpft und ermöglicht, dass wir heute hier stehen.“
Petra Densborn, Vorständin CJD
„Wir können besser trainieren, wir können sicherer trainieren. Das war es wert, jeden Stein umzudrehen, um die Finanzierung des Projekts zu stemmen. Gemeinsam haben wir hier vor Ort ein gemeinsames Netzwerk geschaffen, bei dem alle an einem Strang gezogen haben. Davon profitieren wir auch in Zukunft.“
Prof. Michael Hölz, Präsident SNBGER
„Deutschland ist im Wintersport eine Weltklasse-Nation. Und das Projekt hat Anteil daran, dass das auch so bleibt. Wir brauchen solche Spezialsportstätten. Wir schließen damit nicht nur eine Lücke für die Freestyle-Sportarten, sondern orientieren uns an den Weltklasse-Nationen im infrastrukturellen Bereich.“
Dr. Olaf Tabor, Vorstand Leistungssport DOSB
Die Landing Bag-Anlage wurde am Bundestützpunkt im Landkreis Berchtesgaden direkt neben der Trampolinhalle sowie einem Skatepark errichtet. Alles ist fußläufig vom Internat erreichbar, in dem die Nachwuchssportler*innen wohnen. Somit bietet das Ensemble beste Trainingsinfrastruktur für Big Air, Slopestyle und Halfpipe.
Finanziert wurde das Projekt jeweils zu 40% aus Bundes- und Landesmitteln. Die verbliebenen 20% der knapp zweieinhalb Mio. € Baukosten stemmten u.a. die CJD Kinder- und Jugendstiftung, Siegerchance DOSB, Glücksspirale, Gemeinde Schönau am Königssee, Berchtesgadener Landesstiftung, Sparkassen Giroverband, Sparkassen Bürgerstiftung und weitere Unterstützer aus der Region.