Die Vision: Eine Heimat für den Freestyle-Sport schaffen. Friedl May, dienstältester Slopestyle-Coach bei Snowboard Germany, kämpft seit acht Jahren erfolgreich für den Ausbau der Trainingsbedingungen am Stützpunkt Berchtesgaden. Nach der Trampolinhalle, wurde jetzt ein weiteres wichtiges Element eröffnet: Der Skatepark mit Mega-Ramp. Warum der Park ein wichtiger Bestandteil des Freestyle-Trainings wird und sein eigener sportlicher Ehrgeiz wieder geweckt ist – erzählt er im Interview.
Lieber Friedl, der Skatepark steht, der TÜV hat sein offizielles „Go“ gegeben. Zufrieden?
Friedl May: „Auf jeden Fall. Das ist ein riesengroßer Step in der Entwicklung des Freestyle-Stützpunktes. Und auch für mich persönlich ein riesen Highlight. Ich bin seit 2012 im Verband und habe das Thema Skatepark und speziell das Thema Vertramp vor sechs oder sieben Jahren zum ersten Mal angesprochen. Definitiv ein großer Sprung für die Freestyle-Szene.“
Welche Vorteile erhoffst Du Dir dadurch für Euren Trainingsalltag?
„Kürzere Wege, mehr Zentralität – und Boardtraining das ganze Jahr über. Ich sehe vor allem im Nachwuchsbereich großes Potential im Skate-Training. Man hat ein extrem hohes Wiederholungspotential, verliert keine Zeit durch Liftfahren bzw. Shaping. Das ist ein entscheidender Faktor, wenn man in der Weltspitze mitspielen will und ein klarer Wettbewerbsvorteil: Im Sommer, wenn sich andere ,nur‘ fit halten, können wir weiter sportartspezifisch trainieren.“
…allerdings ist Skateboard nicht gleich Snowboard…
„Sicher ist Skate- nicht gleich Schneetraining. Aber das Skateboard hat hohe koordinative Anforderungen. Wenn ich das Skateboard kontrollieren kann, kann ich das im Winter auf dem Snowboard auch. Und auch die Lande- und Absprungspezifik ähneln sich.“
„Mit 14 bin ich selbst Inliner gefahren. Da habe ich erste gute Erfahrungen mit Ramps und Co. gemacht. Später habe ich gesehen, dass auch Ayumu Hirano und Shaun White im Sommer auf dem Skateboard trainieren. Das wollte ich auch für Snowboard Germany. Zum Glück habe ich hier ein verrücktes Team um mich, dass wir das Projekt Skatepark gemeinsam umsetzen konnten.“
Du sprichst Dein Team an: Wie viele Arbeitsstunden habt ihr Coaches und die Athlet*innen selbst beim Bau der Skateanlage investiert?
„Der gesamte Bau hat sich über fast zwei Jahre hingezogen. Einige unserer Coaches haben bestimmt 30 – 40 Tage dort investiert. Wir haben das als Community Project durchgezogen. So konnten wir Geld sparen und die Skateanlage qualitativ noch besser machen.“
„Zu der Skatepark-Community zähle ich aber nicht nur uns Snowboarder. Auch Athlet*innen und Coaches aus anderen Sportarten, die am Stützpunkt trainieren, haben den Akkuschrauber in die Hand genommen. Dafür nochmal ein großes Dankeschön an Alle.“
Neben dem Skatepark sind die vergangenen Jahre viele Trainingsmöglichkeiten am CJD in Berchtesgaden entstanden, die dem Freestyle-Sport zu Gute kommen. Könnt ihr, was die Trainingsinfrastruktur betrifft, schon mit der Weltspitze mithalten?
„Trampolin, Akrobatik, Athletik, Ausdauer Skateanlage – damit haben wir schon ziemlich coole Möglichkeiten am CJD. Dass der Freestyle-Campus heute so ausschaut wie er ist, ist das Ergebnis einer mega Teamleistung. Alle Coaches ziehen an einem Strang.“
„Der letzte Step wäre ein eigenes Landing Bag. Das wäre das I-Tüpferl und meiner Meinung ein Muss, wenn man auf Dauer ganz vorne mitspielen will. Es gibt so viele Nationen, die das ganze Jahr auf einem Landing Bag trainieren, jeden Trick hunderte Male wiederholen. Da müssen wir auch hinkommen.“
Deine Vision bei Snobwoard Germany war es, eine „Heimat für den Freestyle-Sport“ zu schaffen. Habt ihr Euch in Berchtesgaden schon häuslich eingerichtet?
„Definitiv. Es fühlt sich wie Heimat an. Bei all der Energie, die wir die vergangenen Jahre in den Ausbau der Trainingsinfrastruktur gesteckt haben, bin ich besonders stolz, dass es uns gelungen ist, in allen Disziplinen Athlet*innen im World Cup unter den Top 10 zu platzieren. Und auch unser Nachwuchs zeigt mit Medaillen bei den Juniorenweltmeisterschaften und den Youth Olympic Games, dass wir in Zukunft mitreden können.“
Von der Zukunft zur Vergangenheit: Du warst früher selbst erfolgreicher Slopestyle-Athlet, wurdest Deutscher Meister. Aber wie steht es um Deine Skate-Künste?
„Die waren definitiv schon mal besser. Aber mein Ehrgeiz ist geweckt. Ich habe mega Bock, da jetzt selbst auch wieder anzugreifen.“