Annika Morgan freut sich bei ihrer Olympia-Premiere im Slopestyle-Finale über Platz acht. Zwei Stürze verhindern eine noch bessere Platzierung. Bei den Herren ist für Leon Vockensperger und Noah Vicktor nach der Qualifikation Schluss.
Der Switch Backside 720 wird Annika Morgan (SC Miesbach) im Slopestyle-Finale der olympischen Spiele zum Verhängnis. Bei der ersten Medaillenentscheidung im Genting Snowpark von Zhangjiakou landet die 19-Jährige in der Nacht auf Sonntag einen soliden ersten Run. Eine sichere Jib-Section sowie ein Switch Backside 360, Cab Double Cork 900 und Backside 720 stehen am Ende in der Wertung. Damit belegt die 19-Jährige Platz acht.
„Ich bin zufrieden. Finale war mein Ziel und das habe ich geschafft. Die Mädels haben krass abgeliefert.“
Annika Morgan
Die ganz großen Schwierigkeiten hat sich Morgan für Durchgang zwei und drei aufgehoben: Am ersten Jump will sie statt des Switch Backside 360 einen 720 – zwei statt einer Drehung um die Körperlängsachse – zeigen. Aber das will ihr an diesem Tag nicht gelingen. Die SNBGER-Athletin scheitert in beiden Runs an dem Trick, sodass der erste Score in der Wertung bleibt.
„Der Switch Backside 720 ist ein neuer Trick für mich. Der ist noch nicht ganz safe. Ich war heute zu langsam und habe zweimal unterdreht. Am letzten Jump hätte ich gerne noch meinen Backside 1080 gezeigt.“
Annika Morgan
Nach der spannenden Qualifikation gestern, in der Morgan vor dem entscheidenden zweiten Durchgang nervös auf- und abgelaufen ist, bleibt sie im Finale ganz ruhig.
„Heute war ich gar nicht nervös. Sogar als ich gemerkt habe, dass ich verschlafen habe – statt um 5:45 bin ich erst um 6:30 Uhr aufgewacht – bin ich ruhig geblieben.“
Annika Morgan
„Was für ein Rollercoaster-Tag: Annika ist super in den Contest gestartet. Auch wenn sie ihren zweiten und dritten Run nicht landen und zeigen konnte, dass sie noch mehr drauf hat – sie hat unser erklärtes Ziel, Platz acht, erreicht. Damit sind wir sehr zufrieden.“
Michael Dammert
Gold geht mit einem furiosen Finale an die neuseeländische Topfavoritin Zoi Sadowski-Synnott. Direkt dahinter landen Julia Marino (USA) sowie Tess Coady (AUS).
Leon Vockensperger (SC Rosenheim) greift sich an die Rippen. Noah Vicktor (WSV Bischofswiesen) hält sich die Schulter. Die Slopestyle-Qualifikation der Herren im Anschluss an das Damenfinale am Sonntagmorgen beginnt aus deutscher Sicht denkbar schlecht: Beide Athleten stürzen im ersten Run. Blessuren? Ja. Aufgeben? Nein. Vockensperger und Vicktor beißen die Zähne zusammen. Sie versuchen im zweiten Durchgang nochmal alles zu geben. Doch für den Finaleinzug reicht es nicht.
Den Auftakt aus deutscher Sicht im entscheidenden zweiten Run macht Leon Vockensperger. Trotz Prellung am Rippenbogen und ärztlicher Behandlung zwischen den Durchgängen will der 22-Jährige starten. Aber schon kleine Unsicherheiten an den Rails zeigen: „Vocki“ ist nicht ganz fit. Am ersten Jump gelingt ihm der Switch Backside 1260 sauber. Doch den Double Cork 1080 aus der Quarterpipe am zweiten Hit kann er nicht mehr stehen. Das Finale damit unerreichbar.
„Die Schmerzen aber auch die Enttäuschung sind riesengroß. Ich konnte am bisher wichtigsten Tag meiner Karriere nicht abliefern – das ist extrem bitter. Damit muss ich jetzt erstmal klarkommen. Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und versuche, im Big Air fit am Start zu stehen.“
Leon Vockensperger
„Mega schade. Dass Leon ausgeschieden ist, ist eine extrem bittere Pille für uns. Das Finale wäre für ihn auf jeden Fall drin gewesen. Aber es war nicht sein Tag: Er hatte schon ein durchwachsenes Training. Und dann auch noch Schmerzen im zweiten Lauf….“
Michael Dammert
Auch Noah Vicktor will nach dem Sturz im ersten, im zweiten Durchgang nochmal angreifen. Und das gelingt ihm: Er startet sauber über die Rails, danach ein Frontside 1080, Double Crippler, Backside 1440. Ein Run ohne Fehler, aber ohne die ganz großen Schwierigkeiten. Am Ende belegt er einen guten 16. Platz.
„In den Trainings hatte ich schon Schwierigkeiten mit dem Kurs und habe mich hier nie so richtig wohl gefühlt. Deshalb konnte ich nicht viel mehr erwarten. Trotzdem war das Gefühl, meinen Run zu landen, mega. Ich habe an alle gedacht, meine ganze Familie und Freunde, die wegen mir um 5 Uhr früh am Sonntag aufgestanden sind und den Fernseher eingeschaltet haben – da wäre ich sehr sauer auf mich gewesen, wenn ich nichts gelandet hätte.“
Noah Vicktor
„Platz 16. Das ist eine solide Platzierung. Noah sollte hier Erfahrungen sammeln. Mit seinem zweiten Lauf hat er gezeigt, dass man in Zukunft Einiges von ihm erwarten kann.“
Michael Dammert
Mit ihrem Ausscheiden in der Qualifikation sind die beiden jungen Deutschen in bester Gesellschaft: Auch Topfavoriten wie Dusty Henricksen (USA), Sven Thorgren (SWE) oder der amtierende Slopestyle-Weltmeister Marcus Kleveland (NOR) verpassen den Finaleinzug der besten zwölf. Den höchsten Score der Qualifikation holt sich überraschend der Chinese Yiming Su vor heimischen Publikum.
Alle drei Athlet*innen, Annika Morgan, Leon Vockensperger und Noah Vicktor, haben nächste Woche eine weitere Chance. Dann starten sie im Big Air-Contest der Olympischen Spiele auf der eindrucksvollen Stahlrampe in Peking.
Den Zeitplan der olympischen Snowboard-Bewerbe sowie Informationen zu allen 15 Top Team-Rider*innen gibt es jederzeit unter snbger.com/topteam
Bild: Team D/Max Galys