Elias Huber braucht nur ein Wort, um diesen Tag zu beschreiben: „Saugeil.“ Im slowenischen Rogla erreicht der 25-Jährige zum ersten Mal in einem Einzelrennen das große Finale und jubelt am Ende über Platz zwei. Ramona Hofmeister und das ganze Team feiern ihn. Sie selbst wird Sechste – sie mag’s lieber steil.
Nach der Qualifikation klingelt das Telefon. Papa Thomas Huber ruft an. Ungewöhnlich. Normalerweise meldet sich der berühmte Kletterer zwischen den Wettkämpfen nicht bei Elias. Der Sohn geht auch gar nicht dran, will sich konzentrieren, fragt nur: „Ist’s wichtig?“ Nein. Der Vater will seinem Sohn einfach nochmal Glück wünschen. Und ihm sagen, wie sehr er sich freut über die Leistungen seines Jungen. Und wie sehr sie ihm zu Hause alle die Daumen drücken, wie sehr sie mitfiebern mit ihm. Vielleicht hat der Papa geahnt, dass heute ein besonderer Tag ist. Auf jeden Fall gibt’s nach dem Rennen noch viel mehr Grund zur Freude bei Familie Huber und im gesamten SNBGER-Team. Denn Elias Huber (SC Schellenberg) leistet Großes an diesem Samstag. Zum ersten Mal steht er in einem Einzelrennen auf dem Podium. Sein zweiter Platz beim Parallel Riesenslalom im slowenischen Rogla fühlt sich an wie ein Sieg.
„Ich bin superhappy, es geht mir richtig richtig gut. Schon übers Finale hab‘ ich mich riesig gefreut. Weil’s so eng war und nicht leicht. Aber ich hab‘ die ganze Zeit gemerkt, ich kann heute ganz nach vorne fahren. Und das hat geklappt. Ausgerechnet in Rogla. Da bin ich mal Vize-Junioren-Weltmeister geworden. Ich dachte mir: Das könnte ein Hang sein für heut‘.“
Bereits das Halbfinale wäre für Huber ein Erfolg gewesen, so weit kam er bislang noch nie, scheiterte immer wieder im Viertelfinale. Nicht heute. Lokalmatador Tim Mastnak wirft er aus dem Wettkampf. Dass das Publikum lautstark seinen Gegner anfeuert, beeindruckt ihn kein bisschen. Im Halbfinale aber ist Schluss – möchte man meinen. Huber liegt bereits zurück, es sieht alles nach einem Sieg von Benjamin Karl (AUT) aus.
Im Zielbereich fiebert das gesamte Team mit. Nervös reibt sich Ramona Hofmeister die Hände. „Jetzt komm!“, ruft sie. Die letzten drei Tore nimmt Huber im Super-Turbo. Er steht im großen Finale. Und Hofmeister, Melanie Hochreiter und Cheyenne Loch fallen sich in die Arme. Endlich. Ein Top-Platz von Huber hat sich angebahnt, sagen die Coaches. Ihm selbst taugt vor allem seine langfristige Entwicklung.
„Über Jahre hab‘ ich dran gefeilt, dass ich ganz nach vorne komme, hab‘ einen guten Grundstock aufgebaut. Und jetzt ist es sich einfach mal ausgegangen. Das liegt auch am Kopf. Ich war heut‘ ziemlich ruhig. Generell bin ich mental viel stärker als in den vergangenen Jahren. So kann’s jetzt weiterlaufen die nächsten vier Weltcups und dann bei der WM. Jetzt weiß ich, wie’s geht.“
Für Rogla hat Huber die Brechstange weggepackt. Damit hatte er es in Bansko versucht, hat aber nicht geklappt, wieder verpasste er das Halbfinale. Also neue Taktik: Gefühl. Auch das hat der 25-Jährige drauf. Er paart’s mit dosierter Aggressivität – die perfekte Mischung. Sieger Maurizio Bormolini (ITA), ein ebenso erfahrener wie erfolgreicher Racer, zollt Huber Respekt, spricht von einem „schwierigen Rennen“ gegen den fünf Jahre jüngeren Athleten. „Da musst du kämpfen bis zum Schluss.“ Musste er unbedingt. Denn nur wenige Zentimeter, nur drei Hundertstel liegt er am Ende vorne.
Gekämpft hat auch Ramona Hofmeister (WSV Bischofswiesen), tut sie immer. Halben Einsatz kennt sie nicht. Doch die 28-Jährige mag’s einfach lieber etwas steiler, der Rhythmus fehlt ein wenig auf dem Kurs in Rogla. Nach ihren zuletzt drei Siegen in Folge ist für sie im Viertelfinale Schluss. Beim erneuten Triumph der Gesamtweltcupführenden Miki Tsubaki (JPN) wird sie Sechste.
Als solide Elfte beendet Cheyenne Loch (SC Schliersee) die Qualifikation. Gegen Claudia Riegler (AUT) im Achtelfinale wird ihr kleiner Fehler im unteren, flachen Teil sofort bestraft. Sie kommt nicht mehr heran – Platz zwölf.
Wieder einen enttäuschenden Tag erlebt Stefan Baumeister (SC Aising-Pang). Dabei kann er’s, keine Frage. Er zeigt’s auch, allerdings zu spät. Den ersten Qualifikationslauf verschläft er komplett, trotz Laufbestzeit im zweiten – eine Sekunde schneller als im ersten Run – reicht’s nicht für den Sprung ins Finale. Damit bleiben im Einzel ein siebter und ein zehnter Platz die einzigen Top-Ten-Ergebnisse in diesem Winter.
Einen „kompletten Blackout“ erlebt Melanie Hochreiter (WSV Bischofswiesen). So beschreibt die 28-Jährige die Situation in der Quali. Im unteren Teil der Strecke stellt sie plötzlich quer, die Chancen auf eine gute Platzierung sind weg. Sie wird 39.
Die Ergebnislisten stehen hier zur Verfügung.