Not macht erfinderisch – und flexibel: Die Alpengletscher haben unter den Rekordtemperaturen im Sommer gelitten, einen Wintersportbetrieb teilweise unmöglich gemacht. Trotzdem soll die Vorbereitung auf die neue Saison bei Snowboard Germany Großteils in Europa stattfinden, sagt Präsident Prof. Michael Hölz. Mit Flexibilität bei der Planung sowie qualitativ hochwertigem Off-Snow-Training will man die Konkurrenzfähigkeit im Winter sicherstellen.
Sommer, Sonne, Sorgenfalten! Der laut Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sonnigste Sommer seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1951 bereitet der globalen Wintersport-Elite große Probleme. Auch den Athlet*innen von Snowboard Germany. Da der Zermatter Gletscher den Sommerbetrieb eingestellt hat, musste das SNBGER-Race-Team um Stefan Baumeister umplanen, nach Saas-Fee ausweichen. Auch dort waren die Bedienungen nicht optimal – und der schmelzende Gletscher sorgte für nachdenkliche Mienen. Trotzdem hat sich SNBGER bewusst gegen offizielle Trainingsmaßnahmen auf der südlichen Hemisphäre entschieden. Man wolle nicht Teil des Problems sein, sondern der Lösung, sagt Präsident Michael Hölz. Stefan Baumeister (29), Gesamtsieger des Parallel Riesenslalom-Weltcups 2022, stimmt zu und spricht von einem wichtigen Zeichen.
Stefan Baumeister: „Wir haben in den vergangenen Jahren live erlebt, wie sich die Gletscher, auf denen wir trainiert haben, verändert haben. Dass das Skigebiet in Zermatt, in dem wir sonst immer im Sommer unterwegs waren, heuer geschlossen ist, wir deshalb nach Saas Fee ausweichen mussten, hat uns wieder deutlich gezeigt, wie schwierig die Situation mittlerweile ist. Wenn man dann in Saas-Fee im Hotel sitzt und das Wasser den Berg herunter strömt und man eben weiß, das ist kein geschmolzener Schnee, sondern geschmolzenes Eis vom Gletscher, wird man schon nachdenklich.
Auch wenn man sieht, dass in Norwegen kiloweise Salz auf die Gletscher transportiert wird…da darf man sich schon fragen, ob das wirklich sein muss. Oder ob es nicht sinnvoller wäre, erst im Herbst die ersten Schneetage zu begehen. Ich bin froh, dass bei Snowboard Germany ein starkes Bewusstsein auf den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz liegt und man sich zum Beispiel dafür entschieden hat, nicht nach Südamerika zu reisen, um dort zu trainieren. Ich denke, das ist richtig und ein wichtiges Zeichen.“
Prof. Michael Hölz: „Wir alle haben gesehen, welche Auswirkungen der Klimawandel weltweit auf die Gletscher hat. Wenn wir jetzt zum Training nach Südamerika fliegen würden, wären wir ja Teil des Problems und nicht der Lösung. Deshalb haben wir uns bewusst dazu entscheiden, im Sommer auf lange Flugreisen zu verzichten, um unsere CO2-Bilanz nicht unnötig zu belasten. Ich bin sehr stolz, dass unsere Athlet*innen unsere Anstrengungen in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz teilen, verstehen und unterstützen.
Unser Weg ist sicher nicht der einfachste und mit vielen neuen Herausforderungen verbunden. Aber ich denke, wir haben eine gute Balance zwischen On- und Off-Snow-Training gefunden und sind auch so in der Lage, uns gut auf die neue Saison vorzubereiten. Wir möchten uns vorbildlich verhalten, als gutes Beispiel vorangehen – und unseren Beitrag für eine bessere Zukunft leisten.“