Erster Para-Weltcup in Deutschland, erster Podestplatz für Schmiedt: „Was gibt es Geileres?“

Grasgehren präsentierte sich als Top-Ausrichter für den ersten Para-Snowboardcross-Weltcup Deutschlands. Die Premiere hat die Verantwortlichen der FIS so überzeugt, dass es eine Neuauflage geben soll. Das sportliche Ergebnis passte perfekt.

Noch nie haben ihn Familie und Freunde live gesehen. Noch kein einziges Mal in den vergangenen acht Jahren, seitdem Christian Schmiedt bei Weltcups startet. Zu weit hätten sie anreisen müssen. Bis jetzt. In Grasgehren im Allgäu, beim ersten Para-Snowboardcross-Weltcup, der jemals in Deutschland ausgetragen wurde, haben sie ihm zugejubelt. Hätten sie sowieso getan. Egal, auf welchem Platz er landet. Nun aber hatten sie noch mehr Grund. Denn Schmiedt fuhr zum ersten Mal in seiner langen Karriere aufs Podium. Platz zwei. Vor den Augen seiner Ehefrau und seines zwei Jahre alten Sohnes. „Er war voller Euphorie. So einen glücklichen Menschen hat man selten gesehen“, sagt Susanne Borth vom Organisationsteam von Snowboard Germany. Der Leistungssportverband hat den Para-Weltcup veranstaltet. Und sie trifft mit ihrer Einschätzung voll ins Schwarze.

„Ich hatte ein rundum schönes Wochenende, von dem ich jetzt noch ein Lächeln im Gesicht hab‘“, schwärmt Schmiedt (34), ein Pionier des Para-Snowboardens in Deutschland. „Ich bin megahappy, dass ich es nach all den Jahren endlich mal geschafft hab‘, auf dieses verdammte Podest zu kommen. Das bedeutet mir so viel.“ Und das ausgerechnet beim ersten Weltcup in Deutschland mit Familie und Freunden – „was gibt es Geileres?“.

Auch der zweite deutsche Starter konnte mit seinem Auftritt mehr als zufrieden sein: Johannes Bessel, als Leichtathlet (Läufer) Paralympics-Teilnehmer in Tokio 2021 über 1500 Meter, wurde im Europacup in seiner Kategorie Dritter.

Markus Rehm sagt Teilnahme kurzfristig ab

Ein paar Haken gab es, weshalb das Wettkampf-Wochenende kein perfektes wurde. Für Samstag und Sonntag, 18. und 19. Februar 2023, war jeweils ein Para-Snowboardcross-Europacup und -Weltcup geplant, also vier Wettbewerbe insgesamt. Doch erlaubte das Wetter nur einen Renntag. Am Sonntag ließ der Wind einen weiteren Start nicht zu.

Ein weiterer Wermutstropfen: Markus Rehm, Weltrekordhalter im Weitsprung und seit dieser Saison im Para-Snowboardteam, musste seine Weltcup-Premiere kurzfristig aus persönlichen Gründen absagen. „Das ist natürlich schade“, sagt Borth. „Der Stimmung hat es aber keinen Abbruch getan.“ Sie selbst kam für Snowboard Germany in offizieller Funktion nach Grasgehren, doch sie ging als Fan. Ihr erstes Para-Rennen hat sie begeistert, die Leistung der Athlet*innen ebenso wie die Atmosphäre: „Megacool. Bei den Para-Boardern sind alle wie eine Riesenfamilie.“

Anders als bei den meisten Para-Weltcups, die Snowboarder Schmiedt bisher erlebt hat, fanden sogar um die 50 Zuschauer*innen den Weg an die Strecke im Allgäu. „Sie haben jeden Fahrer und jede Fahrerin gefeiert, die Athlet*innen ins Ziel gebrüllt“, sagt Borth. Mit etwa 70 Starter*innen hatte Snowboard Germany gerechnet, jedoch konnten einige Teams entweder aus terminlichen Gründen – es hatte zahlreiche Verschiebungen im Weltcup-Kalender gegeben – oder wegen Verletzungen doch nicht teilnehmen. Im Nachhinein gestaltete sich das überschaubare Starterfeld sogar als Vorteil: Bei den hohen Temperaturen hätte der Kurs wohl nicht mehr Fahrern standgehalten.

Positive Rückmeldung der FIS: Chance auf jährliches Event

So aber bekam jeder Top-Bedingungen. Ganze Arbeit hatten die Helfer*innen des Skiclubs Sonthofen geleistet. Auch die Zusammenarbeit mit dem Skigebiet habe super geklappt, betont Borth. Eine perfekte Werbung. Die Verantwortlichen des Internationalen Ski- und Snowboardverbands FIS jedenfalls zeigten sich begeistert vom Gesamtpaket Grasgehren als Veranstaltungsort für den Europa- und Weltcup im Para-Snowboardcross. „Die FIS will das unbedingt wiederholen und die Rennen in den Weltcup-Kalender aufnehmen.“ Das hat Borth erfahren. Noch steht keine Finanzierung, zu Terminen wurden noch keine Gespräche geführt. „Doch die Basis mit dem positiven Feedback ist gemacht.“

Schmiedt würde sich darüber genauso freuen wie seine Snowboard-Kolleg*innen. Der 34-Jährige hat sich mit vielen Athlet*innen unterhalten. „Alle waren begeistert von dem Weltcup und hoffen, dass er weiterhin stattfindet. Am besten jedes Jahr.“

Alle Ergebnisse des Para-Snowboardcross-Weltcups am 18. Februar 2023 am Grasgheren finden Sie hier. Bilder u. a. von Christian Schmiedt stehen hier zur Verfügung ((c)SNBGER/Chris Gollhofer.

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