Freestyle-Heimat statt alter Turnhalle

Die Freestyle-Coaches von Snowboard Germany

Leon Vockensperger belegt Platz zwei bei den Laax Open. André Höflich fährt konstant in Weltcup-Finals. Und Annika Morgan wird nach einer grandiosen Saison zu den X-Games eingeladen. Das Schattendasein hat ein Ende. Freestyle-Snowboarder*innen made in Germany gehören zur Weltspitze – und müssen sich an ihre neue Rolle gewöhnen.

„Hoffentlich lässt sich die Champagnerflasche öffnen“, hofft Leon Vockensperger kurz vor der Siegerehrung bei den Laax Open. Minuten vorher hat der 21-Jährige Slopestyle-Geschichte geschrieben – und sich als erster deutscher Mann einen Platz auf dem Weltcup-Podium in dieser Disziplin gesichert. Die anschließende Siegerehrung mit Sektdusche – Neuland für den jungen Athleten. Mit seinem zweiten Platz steht er plötzlich im Rampenlicht der Freestyle-Welt. Eine Situation, an die er und seine Coaches sich erst gewöhnen müssen.

„Ehrlich gesagt, fühle ich mich ein bisschen überrumpelt. Wir sind plötzlich viel mehr im Fokus der Aufmerksamkeit“, verrät Bundestrainer Michael Dammert. Gemeinsam mit seinem Trainerteam hat er maßgeblichen Anteil an dem Erfolg. Er hat die Entwicklung der Freestyle-Disziplinen und den Aufbau des Bundesstützpunktes Berchtesgaden vorangetrieben. Denn: Die jüngsten Erfolge sind kein Zufall. Seit Jahren arbeitet Snowboard Germany an einem Strukturwandel und der Professionalisierung in Slopestyle, Big Air und Halfpipe. „Wir haben jetzt das Set-Up, dass wir Athlet*innen mit Potenzial gezielt fördern und an die Weltspitze bringen können, wenn sie zu uns kommen“, sagt Dammert.

Das sah vor knapp zehn Jahren noch anders aus: „Als ich 2012 angefangen habe, hatte man bei Snowboard Germany die Vision, einen Bundesstützpunkt für Freestyle-Snowboarding aufzubauen“, erzählt der dienstälteste SNBGER-Coach, Friedl May. „Wir haben anfangs unser Training in einer alten Turnhalle, die nicht mehr so häufig benutzt wurde, gemacht. Dort haben wir unser Trampolin für jedes Training auf und dann wieder abgebaut. Und Backflips bis zum Abwinken geübt“, erinnert er sich.  Infrastrukturell hat sich seitdem Viel entwickelt: Eine Trampolinhalle wurde gebaut, ein Skatepark inklusive Mega-Pipe steht seit vergangenem Sommer für Trainings zur Verfügung und an der Umsetzung eines Landing Bags wird fieberhaft gearbeitet.

 

Stüzpunkt und Trainerteam entwickelt sich

Nicht nur infrastrukturell. Auch personell hat sich einiges getan. „Michi habe ich bei einem Mittagessen am CJD kennengelernt. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge“, erinnert sich May an die Anfänge von Dammert. „Nach einem Probetraining mit Hansi (Johannes Höpfl) und André (Höflich) hat mich Friedl herumgeführt – und war dann dreist genug, mich anzulügen. Er hat seine Visionen so dargestellt, als stehen die Bagger schon bereit und bauen uns nagelneue Trainingsanlagen“, verrät der heutige Headcoach augenzwinkernd.

So einfach und schnell ging es nicht. Doch die beiden haben mit Luka Gartner (Halfpipe), Benedikt Bauer (Nachwuchs) und Johannes Höpfl („Spielertrainer“) ein hoch motiviertes Coaches-Team aufgebaut. Alle gemeinsam haben Berchtesgaden zu einer „Heimat für Freestylesnowboarding“ gemacht (Zitat Friedl May) und die Athlet*innen an die Weltspitze herangeführt. Daher wird die Schampus-Flasche von Leon Vockensperger in Laax bestimmt nicht lange die einzige bleiben und das Öffnen hoffentlich irgendwann Routine.

 

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