Generalprobe für die Geschichtsbücher: In Bakuriani, dort wo nächstes Jahr die Snowboard-Weltmeisterschaften stattfinden, steht erstmals ein deutscher Mann in einem Slopestyle ganz oben. Leon Vockensperger ist der Prämieren-Sieger im Weltcup. Teamkollege Leon Gütl belegt Platz drei.
Immer wieder Böen, Nebel und Schneefall. Der Austragungsort der Snowboard-Weltmeisterschaften 2023, Bakuriani in Georgien, zeigt sich am Sonntagmorgen nicht von seiner Schönwetter-Seite. Die Bedingungen beim ersten Slopestyle-Weltcup nach den Olympischen Spielen grenzwertig.
Davon unbeeindruckt: Leon Vockensperger (SC Rosenheim) und Leon Gütl (WSV Bischofswiesen). Die beiden deutschen Athleten überzeugen mit ihren Runs – und schaffen als Erster und Dritter den Sprung auf das Podest. Vockensperger ist der erste deutsche Mann, der in dieser Disziplin im Weltcup gewinnt. Für Gütl ist es das erste Top Drei-Ergebnis seiner Karriere. Noah Vicktor (WSV Bischofswiesen) ergänzt als Achter die überragende Teambilanz.
Aufmerksam bleiben. Die Windfähnchen im Blick haben. Geschwindigkeiten richtig einschätzen. Zahlreiche Athlet*innen konnten bei den wechselnden Bedingungen ihre Runs nicht sauber landen. Anders Vockensperger. Der 22-Jährige zeigt mit einem Switch Back 1260, einem Frontside 1080 sowie einem Backside Triple Cork 1440 die beste Jump-Linie der gesamten Konkurrenz. Mit 84,75 Punkten im zweiten Run setzt er sich an die Spitze.
„Ich wollte wieder Spaß am Snowboarden finden. Bei den Olympischen Spielen war alles mit der Brechstange – mein Körper machte nicht mit, aber irgendwie musste es trotzdem gehen. Jetzt ‚darf‘ ich wieder coole Runs zeigen. Und das hat hier und heute richtig gut funktioniert. Danke Georgien für den coolen Empfang und das coole Event. Ich freue mich auf die WM hier im nächsten Jahr.“
Auch Leon Gütl kann sich wie sein Teamkollege im entscheidenden Durchgang verbessern. Er zeigt eine blitzsaubere Jib-Section sowie einen Backside 900, Switch Backside 1260 und einen Frontside 1260 an den Jumps. 77,0 Punkte bedeuten am Ende hinter Valentino Guseli (AUS) Platz drei.
„Ich habe das gar nicht erwartet. Es waren nur 13 Athleten hier. Aber alle auf einem guten Niveau. Alle hätten gewinnen können. Ich bin super happy, dass ich am Ende auf dem Podium stehe. Georgien gefällt mir extrem – wir sehen uns zu den World Champs nächstes Jahr wieder.“
Unter den 13 Herren der Männerkonkurrenz fehlten einige Top-Athleten. Unter anderem die US-Amerikaner haben auf die Reise unweit des Schwarzen Meeres verzichtet.
Bei den Damen kämpften lediglich sechs Athletinnen um den Sieg in Bakuriani. Diesen holt sich Laurie Blouin (CAN). Die Olympia-Achte Annika Morgan (SC Miesbach) war nicht am Start.
Noah Vicktor hatte in seinen Runs mit wechselnden Bedingungen zu kämpfen: In seinem ersten Versuch spürt er eine Böe und bricht vor dem zweiten Jump ab. In Durchgang zwei schätzt der 20-Jährige die Geschwindigkeit falsch ein und fliegt am dritten Hit viel zu weit, sodass er nicht sauber landen kann. Trotzdem belegt er einen guten achten Platz.