Jubel im deutschen Freestyle-Lager: Leilani Ettel und André Höflich qualifizieren sich für das olympische Halfpipe-Finale in Peking. Noch nie zuvor waren sowohl eine deutsche Snowboarderin als auch ein deutscher Snowboarder in dieser Disziplin gleichzeitig in der Entscheidung um Gold, Silber und Bronze mit dabei.
Nerven behalten, Show abgeliefert: Leilani Ettel (SV Pullach) und André Höflich (SC Kempten) stehen im Halfpipe-Finale der Olympischen Spiele 2022. In der Qualifikation am Mittwochmorgen deutscher Zeit im Genting Snowpark von Zhangjiakou zeigen die beiden SNBGER-Rider*innen jeweils einen starken ersten Lauf, mit dem sie den Sprung unter die besten Zwölf schaffen. Damit finden beide Entscheidungen in der „Pipe“ mit deutscher Beteiligung statt. Eine Premiere bei Winterspielen.
„Wir sind mega happy. Bei André wurde es am Ende spannender, als gedacht, nachdem er den zweiten Run abgebrochen hat. Aber es hat trotzdem gereicht. Leilani hat selber nicht so richtig geglaubt, dass sie es ins Finale schaffen kann. Aber sie ist mega stark gefahren.“
Michael Dammert
Schon beim Aufwachen hatte Leilani Ettel Tränen in den Augen. Freudentränen darüber, wo sie sich befindet, weil ein Kindheitstraum in Erfüllung geht: Die SNBGER-Athletin steht bei den Olympischen Spielen in der Halfpipe am Start.
Dass die 20-Jährige dort hingehört, zeigt sie wenig später in der Qualifikation: Die Münchnerin landet einen sicheren ersten Run und schafft mit Platz elf den Einzug ins Finale.
„Ich bin speechless. Halfpipe-Snowboarden ist das Beste überhaupt! Das ist ein riesen Traum gerade. Beim Frühstück und der Fahrt hierher war ich mega nervös. Erst als ich zur Halfpipe hochgekommen bin, wurde ich ruhiger: Da kenne ich mich aus, da kenne ich die Leute. Die Pipe ist so perfekt. Ich freue mich darauf, im Finale noch einmal zu fahren.“
Leilani Ettel
Ettel startet stark in ihre olympische Premiere: Mit einem fast vier Meter hohen Air-Trick eröffnet die 20-Jährige ihren ersten Run. Danach steht sie sowohl Backside 540 als auch Frontside 720 sicher. Dass sie im zweiten Durchgang stürzt – geschenkt. Der Score von 68,75 reicht aus. Ettel ist die zweite deutsche Athletin und die erste seit Nicola Thost in Park City 2002, die in dieser Disziplin das Finale erreicht.
Die beste Wertung in der Qualifikation geht an Chloe Kim. Die US-Amerikanerin gilt als die aktuell beste Halfpipe-Riderin und absolute Topfavoritin auf Gold.
Als „nicht so clean“ bezeichnet André Höflich selbstkritisch seinen ersten Durchgang. Das zeigt, welche Ansprüche der 24-Jährige mittlerweile hat. Denn: Der Deutsche zeigt in Lauf eins neben seinem Signiture Trick, dem Switch Method, einen Cab Double Cork 1080, Frontside Double Cork 1260, Backside 900 sowie Frontside Double Cork 1080 im Genting Snowpark. Der Score von 75.00 bedeten am Ende Platz zehn und den Einzug ins Finale am Freitag.
„Das ist ‚der‘ Contest. Die ganze Welt schaut zu. Deshalb war ich nervöser als sonst. Ab jetzt will ich einfach genießen.“
André Höflich
Im zweiten Durchgang kann Höflich sich nicht mehr verbessern. Er landet seinen ersten Hit, den Switch Method, zu weit im Flat. Der 24-Jährige verliert viel Speed, geht auf Nummer sicher und bricht den Run ab.
„Die Quali heute war schon eine harte Nuss und vom Niveau vergleichbar mit einem Weltcupfinale. Alle Athleten haben genau auf diesen Event hintrainiert und sind auf ihrem absoluten Leistungshoch – das merkt man auch.“
André Höflich
Die besten Scores des Tages gehen wie erwartet an die Japaner Ayumu und Ruka Hirano sowie Topfavorit Scotty James (AUS). Halfpipe-Legende Shaun White (USA), der nach den Olympischen Spielen laut eigener Aussage seine Karriere beendet, schafft als Vierter ebenfalls den Sprung unter die besten zwölf.
Den Zeitplan der olympischen Snowboard-Bewerbe sowie Informationen zu allen 15 Top Team-Rider*innen gibt es jederzeit unter snbger.com/topteam.
Bild: Team D/Max Galys